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Mitteilungsblatt des VFDB e. V.

Herausgeber: OV Coesfeld Z60
Sonderausgabe Nov./Dez 2023

Sind die Ukw-Relaistellen aufgrund möglicherweise geringer Nutzung, gestiegener (und weiter steigender) Kosten noch sinnvoll?

Eine Streitschrift

Historie: Etwa Anfang der 70er-Jahre des letzten Jahrhunderts wurden durch die Umstellung kommerzieller Ukw-Fahrzeugfunkanlagen von 50 kHz auf 25 kHz sehr viele Funkanlagen dieser Art ausgesondert. Die Umstellung war bei den bisher genutzten Anlagen nicht oder nur durch einen hohen finanziellen Aufwand möglich. Dadurch konnten viele Funkamateure diese Geräte kostengünstig kaufen oder sogar kostenlos erhalten, und mit relativ wenig Aufwand diese Geräte für die Nutzung auf Amateurfrequenzen umbauen.

Eine besondere Verbreitung erfuhr dabei das KF-T160 des Herstellers Bosch. Nun ist bekanntermaßen die Reichweite der Ukw-Funkwellen relativ gering. Ein günstig (d.h. hoch) gelegener Repeater ermöglicht es dem Nutzer, größere Entfernungen zu überbrücken.

Das war die Zeit des Booms der Relaisfunkstellen, die z. T. ebenfalls mit ausgesonderten und umgebauten KF-T160 aufgebaut wurden.

Der VDFB, der ohnehin bereits über eine Anzahl von Relaisstellen auf Fernmeldetürmen verfügte, baute seine Relaisstellen stark aus, da der entsprechende Bedarf vorhanden war. Dabei kam dem Amateurfunk zugute, daß es damals die sog. Förderverfügung der DBP bestand, die Funkamateuren des VFDB, die in der Vielzahl Angehörige der Bundepost waren, die Möglichkeit bot, auf „Post-Türmen“ ihre Relaisstellen aufzubauen und zu betreiben.

Durch die große Verbreitung der umgebauten Geräte waren, man kann es ruhig so nennen, Funkpartner ohne Ende vorhanden. Der Ukw-Funk, der bis dahin in Amateurfunkkreisen eher ein Schattendasein führte, boomte nun gewaltig. Zuvor hatten nur wenige Funkamateure sich mit Ukw beschäftigt, das Schwergewicht lag auf der kurzen Welle. Auf Ukw kamen wenige meist Selbstbaugeräte zum Einsatz, die meist aus einem Sender mit 1 oder 2 Quarzkanälen bestanden und jeweils einem durchstimmbaren Empfänger. Suchte man einen QSO-Partner, rief man auf seinem Quarz-Kanal CQ und ging mit der Ansage: „Ich gehe auf Empfang und drehe vom Bandanfang (bzw. vom Bandende) über das 2m-Band und höre auf anrufende Stationen.“ So kamen damals Quasi-Duplex-Verbindungen zwischen 2 Partnern zustande. Eine weitere Station konnte aufgrund der festliegenden Sendefrequenzen kaum teilnehmen und mußte warten, bis der Funkverkehr beendet war und dann den Anruf wagen. Die Modulationsart war meist AM, sehr selten SSB. FM schien hier ein Fremdwort zu sein.

Das KT-T160 mutierte so in der Modulationsart FM unversehens zum OVoder Regional-Telefon der Funkamateure. Dieser Boom hielt viele Jahre an. Neulinge, die den Selbstbau scheuten oder sich nicht die seinerzeit auf dem sich entwickelnden Markt vorhandenen teuren Funkanalagen für KW leisten könnten, hatten nun eine preiswerte Alternative auf Ukw. Das funktionierte viele Jahre sehr gut.
Etwas ab den Jahren um 1990 gab es in den meisten Industrieländern, auch begünstigt durch die aufstrebenden fernöstlichen Industrien ein größeres Angebot an Amateurfunkgeräten, das eine breite Preispalette bot. Der Relaisfunk nahm nach Beobachtungen des Autors (und sicher vieler anderer Funkamateure) stark ab. Die Gründe dafür erschließen sich nicht direkt, man kann nur Mutmaßungen anstellen, die aber nicht unbedingt zielführend sind.

Parallel dazu führte das DBP-Nachfolgeunternehmen Telekom restriktivere Bedingungen der Turmnutzung durch VFDB-Mitglieder ein. Wurde zunächst gegenüber der ursprünglichen kostenfreien Nutzung der Turmstandorte ein moderater Betrag von 100.DM jährlich verlangt, stieg 2015/16 der jährliche Betrag auf 380.€ Mietkosten jährlich. Sicher ein Betrag, den ein Hobbyist, der ohnehin schon die Kosten für die notwendige Technik trägt, nicht mal eben aus der Portokasse zahlen kann. Der Hauptvorstand des VFDB, der aufgrund solider und sparsamer Haushaltsführung im Umgang mit den Mitgliedsbeiträgen finanziell gut da stand, erklärte sich zur temporär befristeten Übernahme der Mietkosten aller Standorte bereit. Zunächst sollten 3 Jahre die Kosten übernommen werden. Diese Übernahme wurde dann in geringerem Umfang danach weiter geführt. Die Verwalter solide geführter Kassen erkennen irgendwann, daß das Geld weniger wird, wenn nicht genügend Nachschub kommt. So beschloß die Hauptversammlung, das Parlament des VFDB, im September 2023 die vollständige Finanzierung einzustellen. Eine alternativ mögliche kräftige Erhöhung der Mitgliedbeiträge kam nach Ansicht der Hauptversammlung nicht in Betracht, eine Entscheidung, die offensichtlich von der Mehrheit der Mitglieder getragen wurde und wird. Die Relaisbetreiber sind nun auf der Suche nach innovativen Möglichkeiten der Finanzierung ihrer Projekte. Ein Ortsverband läßt zweimal täglich auf ihren Relais einen sehr gut gemachten Spendenaufruf abspielen, ein anderer OV, der mehrere Relais an exponierter Stelle unterhält, hatte die Idee über einen besonders auffälligen Button auf der Webseite einen Spendenaufruf via Paypal zu aktivieren. Es ist bekannt, das Funkamateure meist findig sind und auch über ein gesundes Durchsetzungsvermögen verfügen, sonst wäre in den schwieriger werdenden Zeiten der Amateurfunk schon auf der Strecke geblieben.

Aber trotz aller Mühe die Standorte zu retten, darf, ja muß die Frage erlaubt sein, braucht der Amateurfunk die Relaisstellen wirklich noch?

Einige Redakteure der CQ-VFDB haben durch ständiges Mithören (Mithören war es eigentlich nicht) versucht festzustellen, ob Relaisstellen wirklich noch oft benutzt werden. Unser Ergebnis war eigentlich zwar unerwartet, aber auch niederschmetternd!Über mehrere Tage war kaum Traffic auf den Repeatern. Durchschnittlich etwa 10 mal am Tage wurde das beobachtete Relais mittels Tonruf von Unbekannten aufgetastet, denn ein Anruf oder eine Ansage erfolgte nicht. Pro Tag kam es meist nur 1-2 mal zu einem kurzen QSO, danach war wieder Schweigen im Walde.

Natürlich sind diese Beobachtungen nicht repräsentativ, deshalb bitten wir Euch, unsere Leser um eure Meinung und um Mitteilung ähnlicher oder entgegengesetzter Beobachtungen an die Redaktion über die Mail-Adresse cq-vfdb@gmx.de. Wir sind natürlich auch für Ideen von Ortverbänden oder Relaisbetreiber zur Finanzierung dankbar. Wägen wir ab zwischen: „Ein Relais das einmal weg ist, ist meist für immer weg!“ und „Was ich nicht bezahlen kann und was niemand mehr kaufen will, ist überflüssig!“ Wir werden mit der hoffentlich eingehenden Vielzahl von Meinungen eine Analyse versuchen und die in der Januar-Ausgabe der CQ-VFDB veröffentlichen. Dann sehen wir hoffentlich alle klarer. Euch für Eure Teilnahme bereits jetzt schon mal ein herzliches TNX


Für die Redaktion
Euer
Bernd, DK1HI

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